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Heute sind diese Häuser, mit Ausnahme des Sixthhauses
in der Zeltnergasse, leider nicht mehr erhalten Kafka verbrachte
einige Jahre seiner Kindheit in dem mittelalterlichen Haus Minutá
im Altstädter Ring 2.
Hier wurden
auch seine Schwestern Elli (1889), Valli (1890) und
Ottla (1892) geboren. Seine Kindheitseindrücke aus dieser
Zeit waren auch noch dreißig Jahre später sehr intensiv, wie einige
Aufzeichnungen zeigen.
Die Umgebung
um das Haus Minuta war der Spielplatz
des jungen Kafkas. Die kleinen Gassen mit den "Durchhäusern"
und ihren engen Innenhöfen. Von dort ging er in die Deutsche Knabenschule
am Fleischmarkt.
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Es war Kafkas
Herkunft, die ihn auch später in seinen Erinnerungen nicht mehr
losließ.
Zu sehr
fühlte er sich dem alten Prag verbunden.
So sagte er
zu Janouch: "In uns leben noch immer die dunklen Winkel, geheimnisvollen
Gänge, blinden Fenster, schmutzigen Höfe, lärmenden Kneipen
und verschlossenen Gasthäuser.
Wir gehen durch die breiten Straßen der neuerbauten Stadt.
Doch unsere Schritte und Blicke sind unsicher. Unser
Herz weiß nichts von der durchgeführten Assanation. Die ungesunde
alte Judenstadt in uns ist viel wirklicher, als die hygienische
neue Stadt um uns." (Gustav Janouch.)
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Kafka war stets
ein ängstliches und schüchternes Kind. Fremden gegenüber
verhielt er sich zurückhaltend und scheu. Dies lag darin begründet,
das der Junge überwiegend in der Obhut von Köchinnen, Dienstmädchen
und Ammen aufwuchs.
Kafka sah seine
Eltern selten. Kafkas ängstliches Wesen resultierte aus den Erziehungsmethoden
der Eltern. Die Erziehung des Sohnes beschränkte sich auf Befehle
und Anweisungen bei Tisch. Vom Vater distanziert, suchte der
Junge vergeblich die Nähe der Mutter. Als rechte Hand des Vaters
war sie ihrem Mann auch abends unabkömmlich.
Die Distanz zum Vater lag darin begründet, da dieser aus
dem sensiblen Jungen einen zähen Burschen machen wollte.
Kafka entfernte
sich in den nächsten Jahren immer mehr von seinem Elternhaus, das
ihm immer rätselhafter wurde.
Desinteresse an politischen Geschehen und Meinungslosigkeit
waren das eine, fehlendes Verständnis für das Bestreben des Sohnes
nach mehr Individualität das andere, was Kafka seinen Eltern vorwarf.
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